Vincent Humml war Student der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Studiengang Musikinstrumentenbau Markneukirchen, als er von mir den Auftrag und die Unterstützung seiner Studieneinrichtung bekam, einen nicht fertiggestellten Korpus des genialen Gitarrenbauers Richard Jacob Weissgerber (1877-1960) aus dem Jahr 1949 zu einem spielbaren Instrument fertig zu stellen.

Diese für den Student Vincent ehrenvolle Aufgabe als Projektarbeit im 5. Semester hat er bravourös nicht nur mit studentischem Eifer, sondern auch mit erstaunlichem Gespür und der nötigen Ehrfurcht vor dem historischen Vorbild so gelöst, dass Richard Jacob stolz auf ihn gewesen wäre.

Es gab viele besondere Herausforderungen an die Handwerkskunst eines jungen Gitarrenbauers: So musste zunächst der alte nicht fertig polierte Schellack bedingt durch „Porenrost“ an Boden und Zargen abgetragen und neu aufgebracht werden. Dem gestalterischen Charakter des Korpus folgend und in Bezug zu Vergleichsinstrumenten entschieden wir uns gemeinsam für einen Streifen-furnierten Hals. Dies wiederum hatte zur Folge, dass an der Hals-Kopf-Verbindung ein „Kragen“ aus Ebenholz angebracht werden musste. Alle diese Arbeiten hat Vincent mit einer unglaublichen handwerklichen Perfektion ausgeführt. Auch konnte er, trotz der teilweise strengen restauratorischen Vorgaben seine eigenen gestalterischen Ideen geschmackvoll einbringen. So hat er z.B. als Zwischenspäne des Palisander-furnierten Halses geflammten Ahorn verwendet, der ein reizvolles „Quer-Muster“ bildet.

Vincent hat nicht nur eine Gitarre „spielfertig gemacht“, sondern einen sehr seltenen Korpus eines Torres-Modells von Weissgerber mit einem längs-ovalen Schalloch zu einem  Solisteninstrument allererster Qualität vollendet! Ich erfreue mich täglich an dieser klangvollen Schönheit und danke dem „Urenkel“ von Weissgerber sehr!

Übrigens hat Vincent Humml für diese Projektarbeit die Note „1“ erhalten…

Michael Linke, Bautzen